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Simic-Interview: "Ich sehe in Liestal grosses Potenzial"

Marko Simic ist seit dieser Saison wieder bei Liestal Basket 44 tätig und trainiert die erste Mannschaft der Herren. Seine Handschrift ist bereits zu erkennen. In Deutschland feierte er grosse Erfolge in der Bundesliga. Im heutigen Interview geht es um seine Rückkehr nach Liestal und was er bei seinem Heimverein erreichen möchte.
 
Was hat dich dazu bewogen nach Liestal zurückzukehren?
In erster Linie wollte ich wieder etwas regionales machen. Ich bin auch eine Person, die regional verankert ist und Liestal ist mein Heimatverein. Hier habe ich als Junior gespielt und meine Trainerkarriere gestartet. Dementsprechend habe ich natürlich eine starke Bindung an den Verein. Ich sehe in Liestal grosses Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist. Wir haben hier sowohl Männer- als auch Frauenpower, sprich ein gutes Staff um den nächsten Schritt machen zu können.
 
Du warst bei Liestal Junior. Wie hast du diese Zeit in Erinnerung?
Diese Zeit habe ich noch sehr gut in Erinnerung. Es war vor allem eine sehr emotionale Zeit. Wir spielten damals so ziemlich in jeder Kategorie Inter. Die ältere Generation qualifizierte sich gar fürs Schweizerische Final 4.  Von daher hatte man als jüngerer Spieler auch Vorbilder im Programm und man wollte ebenfalls Inter spielen. Das war wie ein Zugpferd. Als jüngere Generation haben wir ebenfalls im Inter gespielt und haben selbst mit dünnerem Kader nicht mal so schlecht abgeschnitten. Ohne Frage eine Zeit die schöne Erinnerungen weckt.
 
Was möchtest du den Jugendlichen auf den Weg mitgeben?
Es muss Jugendlichen in erster Linie Spass machen. Das steht an vorderster Stelle. Jugendliche müssen sich aber schon früh mit der Frage befassen, ob sie leistungsorientiert Spielen möchten oder nur "Just for Fun". Ich persönlich bin der Meinung, dass Liestal eine ganz besondere Mischung bietet. Wir können Basketball-Spielenden leistungsorientierte Angebote anbieten. Spieler, die nur zum Spass dabei sein wollen, sind bei uns aber auch jederzeit herzlich willkommen. Wir decken alle Bedürfnisse ab. 
 
Wie funktioniert die Anbindung der Junioren ans Herren 1?
Wir haben mittlerweile einige U20 Junioren, die bei uns mittrainieren. Das ist natürlich die erste Grundvoraussetzung für eine gute Anbindung. Es braucht dazu eine sehr gute Betreuung der Junioren, damit ihnen der Schritt möglichst einfach gemacht wird. Der Sprung in den Herren-Basketball ist kein einfacher. Junge Spieler müssen aber auch die Gelegenheit erhalten möglichst viel zu spielen - wenn es geht auch auf höherem Niveau. Das war damals bei mir auch so, als wir bei den Herren im Inter als Junioren dabei sein durften. Aus meiner Sicht steht den Jugendlichen nichts im Weg, dass Sie eines Tages in der Herrenmannschaft spielen können. 
 
Wo siehst du bei Liestal noch Potenzial?
Im Moment haben wir einen grossen Zulauf im Herren-Basketball. Das ist sehr erfreulich. Auch heute ist die Halle wieder gut gefüllt, obwohl wir ein paar Absagen fürs Training in Kauf nehmen mussten. Es werden noch weitere Spieler dazustossen. Uns freut jeder Spieler, der bei Liestal mit Basketball anfangen möchte. Das zeigt mir, dass die Spieler ans Programm glauben. Das ist eine wichtige Grundvoraussetzung für einen sportlichen Aufstieg. Ob dies bereits diese Saison klappen wird, oder erst in Zukunft sei mal dahin gestellt. Absolute Hauptpriorität hat unser Jugendprogramm. Jeder ist sich bewusst, dass alles im Verein an einem soliden Fundament "steht oder fällt". Wir wollen den Basketball promoten, die Sportart beliebter machen und Kinder davon überzeugen. Es ist kein Geheimnis, dass Qualität aus Quantität generiert wird. Bei Liestal Basket 44 wird akribisch an einem neuen Jugendkonzept gearbeitet. 
 
Wer hat dich als Basketballer am meisten inspiriert und warum?
Das war während der 90er Jahren. Man erinnert sich an einen Michael Jordan und das Dream-Team. Jordan war der beste Spieler und aus meiner Sicht der Beste, den es je gab. Auch ein Magic Johnson begeisterte mich. Die serbische Nationalmannschaft begeisterte mich ebenfalls. Sie spielten mit Dejan Bodiroga und waren eine starke Kraft im Basketball. 
 
und bei den Coaches?
Das ist für mich ganz klar Zeljko Obradovic, ein Landsmann von mir, der bei Fenerbahce Istanbul coacht. Er hat mittlerweile 9-EuroLeague-Titel gewonnen und gilt als erfolgreichster Trainer in Europa. 
 
Was braucht es um Basketball in der Schweiz weiterzubringen? Was können wir regional machen?
Der Basketball muss noch besser vermarktet werden, damit so viele Jugendliche wir nur möglich sich dem Sport anschliessen. Wir müssen im Vergleich zu anderen Sportarten einfach unsere Hausaufgaben machen. 
 
Wie gestaltet sich der Trainingsbetrieb bei LB44 und auf was wird der Fokus gelegt?
Der Hauptfokus liegt momentan bei der Technik. Das gefällt den Spielern sehr gut, weil sie in jedem Training etwas neues dazulernen. Wir rennen nicht nur Konterangriffe und spielen Setplays. Die Übungsintensität ist momentan sehr hoch, damit alle konditionell gefordert sind, was gut ankommt.
 
Wohin sollte sich die Herrenbewegung in Liestal bewegen?
Die Marschrichtung sollte mittelfristig ein Aufstieg sein. Der Gewinn der Meisterschaft muss ein Ziel sein. Wir machen uns momentan aber nicht zu viel Gedanken darüber. Es geht darum sich "Step by Step" heranzutasten. Wir wollen das Aushängeschild im Oberbaselbiet sein mit starkem Jugendprogramm als Unterbau. 

Was kann LB44 tun um mehr Staff zu generieren? 
Wir dürfen uns nicht nur in einen leistungsorientierten Verein kategorisieren. Es geht darum eine gesunde Entwicklung anzustreben. Alle sind herzlich willkommen bei Liestal Basket 44. Sowohl Spieler, die leistungsorientiert arbeiten möchten, aber auch jene bei denen der Spassfaktor im Vordergrund steht. Oft ist es so, dass gerade Spieler, die nicht unbedingt an der Spitze dabei sein wollen, wichtige Funktionen im Verein übernehmen sei es als Schiedsrichter oder Trainer. Diese Menschen lieben den Basketball und sind wichtig. Wir sollten nichts überstürzen und alle einbinden. Ich sage immer: "Alles kommt zu seiner Zeit."
 
Was interessiert dich neben dem Basketball?
Ich trainiere auch und gehe joggen. Neben dem Sport verbringe ich in der Freizeit viel Zeit mit meiner Freundin. Ansonsten ist sehr viel Basketball angesagt. Immerhin ist es eine Sportart, die man 24 Stunden pro Tag lebt... (lacht)
 
Eine etwas kritischere Frage zum Schluss: Im Basketball stossen Spieler, Trainer und Vereinsverantwortliche immer wieder an Grenzen. Es kommt zu Burnouts oder es ereignen sich gar schlimmere Fälle. Was kann man dagegen tun?
Als Trainer muss ich frühzeitig erkennen, wieviel die Spieler leisten können. Die Trainingsdosierung muss stimmen. Trainer müssen ausgeglichen sein im Leben, damit sie die Spieler auch nicht überstrapazieren. Am Ende des Tages ist es meine Aufgabe dafür zu sorgen, dass ein Spieler nicht verheizt wird. Der Ausgleich zwischen Schule, Beruf Ausbildung, Training und Privatleben ist wichtig. Die Work-Life-Balance muss stimmen. 
 
Das gilt aber auch für den Trainer selbst?
Das zählt auch für mich als Trainer. 
Wobei ich sagen muss, dass mein Pensum als Coach noch nicht so gross ist, dass ich mir Sorgen machen müsste. (lacht)
Bei zwei Trainings in der Woche verheize ich mich noch nicht selbst. 
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