Regio-Meister nach 44 Jahren Liestaler Basketball

Der Schweiz-Amerikaner Dan Borner spielte eine hervorragende zweite Hälfte! Der Schweiz-Amerikaner Dan Borner spielte eine hervorragende zweite Hälfte!

Der Spitzenkampf zwischen Liestal und Allschwil war bis zur letzten Sekunde unglaublich spannend - und dies auf eine Art und Weise wie es fast nur der Basketball schafft. Liestal Basket 44 siegte letztendlich mit 65:63 und sicherte sich so vorzeitig zum allerersten Mal in der Vereinsgeschichte den Gewinn der regionalen 2.Liga-Meisterschaft. 

Der Allschwiler Madeji hätte die Partie wenige Sekunden vor Schluss fast noch mit einem offenen Dreier von der linken Ecke zu Gunsten seiner Mannschaft entschieden. Der Aktion ging eine Allschwiler 6-Punkte-Aufholjagd während den letzten 90 Spiel-Sekunden voraus. Die 180 enthusiastischen Zuschauer in der Liestaler Gitterli-Halle feuerten ihr Team mit Herz, Leib und Seele über hart umkämpfte 40 Minuten an. Mit Pauken, Fasnacht-Rätschen und Hupen wurde im Gitterli zusätzlich Lärm gemacht, alles in der Hoffnung die routinierten Allschwiler irgendwie aus dem Konzept zu bringen. Das Drumherum an der Seitenlinie passte so gar nicht ins Bild einer klassischen 2-Liga-Partie - aber in Liestal ist dies mittlerweile der Standard an sogenannten "Event-Spielen". Im Publikum sass gar ein Jurassier, der die Stimmung nach dem Spiel mit jener im NLA-"Chaudron" von Boncourt verglich - ein Kompliment dass ein kleiner Regio-Verein natürlich gerne hört, auch wenn man sportlich 4 Ligen tiefer spielt. Liestal versuchte sinnbildlich einzuheizen und auf dem Spielfeld Dampf zu machen, was in der ersten Halbzeit eher schlecht als recht gelang. Im ersten Viertel war es ein offener Schlagabtausch. Liestal brillierte mit 4 Dreipunktewürfen - Allschwil suchte auf der Gegenseite konsequent den Weg zum Korb. Das Allschwiler Team ist in dieser Hinsicht unglaublich stark. Kaum eine andere Mannschaft bringt es auf 2.Liga-Niveau fertig ihre Post-Spieler so intelligent anzuspielen. Nur eine Sekunde der Unaufmerksamkeit wird bitter mit einem Durchstecker und einem simplen Korbabschluss bestraft. Mit diesem Basketball könnten die Allschwiler Expats, trotz fortschrittlichem Basketball-Alter, sogar die Spitzen-Teams der 1.Liga national in Verlegenheit bringen. Liestal überzeugte im zweiten Viertel überhaupt nicht und spielte schwach. Dem Publikum wurde  "magere Basket-Kost" geboten. In der schlimmsten Phase des zweiten Viertels produzierten die Liestaler sage und schreibe 8 Turnovers in Folge. Headcoach Simic hätte förmlich die Wände hoch gehen können, es war zum Haare raufen. Allschwil legte vor, konnte aber aufgrund der guten Defensiv-Arbeit der Liestaler nur einen 6-Punkte-Vorsprung herausspielen.  In Tat und Wahrheit hätte es für Liestal viel schlimmer kommen können. Kurz vor Halbzeit trat Liestal endlich aufs Gaspedal und brachte den Ball schnell nach vorne. Ein Fastbreak sowie ein Dreier in letzter Sekunde durch Nick Hirt - der Match-Speaker bezeichnete diesen Wurf gar als "die Erlösung" - liess den Lärmpegel gerade zum richtigen Zeitpunkt in die Höhe schnellen. Mit einem Rückstand von zwei Punkten zur Hälfte hatte Liestal beste Voraussetzungen für den zweiten Durchgang.
Cheftrainer Marko Simic fand die richtigen Worte in der Garderobe. Die Liestaler kamen fokussierter und abgeklärter aus der Garderobe zurück und spielten viel ruhiger. Das von grosser Nervosität geprägte Spiel der ersten Hälfte war passé. Captain Lionel Castella warf mutig seine Dreier und versenkte diese. Daniel Borner suchte konsequent den Weg zum Korb. Joe Kaltofen rackerte in der Verteidigung und musste das eine oder andere Foul in Kauf nehmen, um die Allschwiler unter dem Korb überhaupt in Schach halten zu können. Simic konnte den Routinier Fabian Gentsch für Kaltofen ins Spiel bringen. Die Allschwiler waren im dritten Abschnitt Stammgäste an der Freiwurflinie und verwerteten fast jeden Freiwurf. Es blieb ein ausgeglichenes Viertel und der Spielstand lautete nach 30 gespielten Minuten 48:49. Fabian Gentsch und Daniel Borner spielten ein sehr starkes letztes Viertel. Sie nahmen das direkte Duell mit den physisch starken Allschwilern unter dem Korb endlich  auf. Liestal führte in der Schlussphase plötzlich mit 6 Punkten. Nach einem Steal versuchte Dan Borner den Ball in einer Fastbreak-Situation mittels Dunking in den Korb zu stopfen. Dies misslang und war der unglückliche Prolog für das Crunchtime-Comeback der Allschwiler. Es musste so kommen, wie es kommen musste. Allschwil verwertete einige Sekunden später auf der Gegenseite einen Korbleger - und statt +8 für Liestal, hiess es nur noch +4 - ein Raunen ging durchs Publikum.  Die Fans und die Heim-Mannschaft waren in der Schlussphase nun aufs Äusserste gefordert. Es folgte ein unnötiger Liestal-Turnover 2 Minuten vor Schluss nach einem Einwurf. Allschwil liess sich nicht zwei mal bitten und verwertete einen Zweier, ehe sie kurz darauf mit einem Dreier durch Madej gar die Partei ausglichen. Ca 15 Sekunden vor Schluss brachen im Gitterli alle Dämme als Fabian Gentsch für die Liestaler auf der Gegenseite den Ball mit Foul in den Korb bugsierte. Dieser verwarf seinen Bonus-Freiwurf allerdings. Und dann trat ein weiteres mal Madej in Erscheinung, der seinen Drei-Punktewurf aus der Ecke äusserst knapp verwarf. Liestal sicherte sich den Rebound, die Uhr lief ab, und die 2.Liga-Meisterschaft war für Liestal erstmals Realität. An dieser Stelle sei angemerkt, dass Liestal etliche Male unglücklich auf Rang 2 der 2.Liga Regio landete, nach dem man 1997/98 den langersehnten Aufstieg in die höchste regionale Liga realisierte (ehemals SC Liestal). Zwischenzeitlich spielte Liestal 7 Jahre lang in der Probasket 1.Liga mit, realisierte den damaligen Aufstieg allerdings von Platz 2 aus. Die Liestaler Basketball-Bewegung existiert seit 1975 und wurde am Gymnasium Liestal gegründet. Kurioserweise benötigte Liestal demnach exakt 44 Jahre um die BVN-Meisterschaft endlich gewinnen zu können! Herzliche Gratulation an das Team, den Coach, das Staff und alle Fans! Bravo! Das nächste Kapitel kann beginnen...

 

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